Langer verzückt das Publikum

Orgelabend 12. und 13.10.2007,
Orgelsaal der Hochschule für Musik und Theater Rostock

Heinz-Jürgen Staszak, Norddeutsche Neueste Nachrichten
16.10.2007

Kantor der Rostocker St.-Johannis-Kirche mit beeindruckendem Orgelspiel
Markus Johannes Langer (36), der Kantor der St.-Johannis-Kirche und Leiter des Rostocker Motettenchores, ist, was er viel zu selten sichtbar macht, auch ein guter Orgelspieler.

In einem nur gut einstündigen Konzert im Orgelsaal der Hochschule für Musik und Theater konnte man seine Kunst bewundern.
Er spielte ausschließlich Bach, gleichsam ein exemplarischer Gang durch das vielfältige Orgelschaffen des Meisters: Choralbearbeitungen, zumeist aus dem Weimarer Orgelbüchlein, die Großform Präludium und Fuge mit BWV 534, dazu Konzertierendes mit der Canzone BWV 588 und der Sonate BWV 525, mündend in die Bach’sche Orgelbearbeitung eines Vivaldi-Violinkonzertes BWV 593.
Das war in seiner Mischung von Spiritualität und kontrollierter Musikalität in jedem Moment fesselnd und bewegend. Markus Johannes Langer führte hier die hohe Schule des polyphonen Spiels vor. Er lässt die Orgelklänge nicht nur in ihrer Majestät und Erhabenheit aufrauchen. Mit hohem technischen Können führte er uns den Geist der mehrstimmigen Musik vor, in der ein Ton in seinem musikalischen Sinn nicht bestimmt wird von denen, mit denen er gleichzeitig erklingt, sondern von denen, die ihm vorausgehen oder folgen, so dass gleichsam ein Gewebe verschiedener und nahezu gleichberechtigter melodischer Linien entsteht; selbst der Bass ist nicht nur Begleitung, sondern hat seinen eigenen Stolz.
Das ist nicht nur ein Problem der Fingerfertigkeit, sondern in erster Linie eines des Kopfes und des Ohrs – dort muss man sich von der akkordisch-homophonen Spiel- und Hörweise, die uns seit dem 18. Jahrhundert dominiert, lösen. Langer ist dies vorzüglich gelungen und er hat es damit auch seinen Zuhörern ermöglicht. Mit der eher kleinen, aber leistungsfähigen Schumacher-Orgel erreichte er eine luzide Klarheit, eine geradezu hellsichtige Durchsichtigkeit, die dennoch immer von rhythmischem und melodischem Schwung erfüllt war. Selbst in der fünfstimmigen Fuge von BWV 534 konnte man in jeder Phase die Verschlingungen der selbstständigen Stimmen verfolgen.
Und in den konzertierenden Stücken, besonders in der Vivaldi-Bearbeitung, wurde dies zum Glanz strenger Musizierlust. Es war insgesamt, mit Verlaub, zum Fingerspitzenküssen.